Tradition
Bhutan ist es - nicht zuletzt aufgrund der strengen Vorschriften des Königs - gelungen, seine alten Traditionen zu erhalten. Während in anderen Ländern die alten Bräuche nur mehr als Touristenattraktion fungieren, werden sie in Bhutan auch heute noch Tag für Tag gelebt. Dem Besucher zeigt sich dies eindrucksvoll in der Kleidung, in den Bauwerken und in der Pflege der religiösen Traditionen.
Gho und Kira
Die traditionellen Gewänder der Bhutanesen sind der Gho für die Männer und die Kira für die Frauen. Der Stoff ist in beiden Fällen meist in kräftigen Farben gewebt. Üblich sind Streifen oder Karos. Der Schnitt des Gho ähnelt dem eines weiten Mantels, der bis zu den Knien hochgezogen, um den Körper gewickelt und dann in der Taille mit einem gewebten Gürtel zusammengehalten wird. So bildet sich in Brusthöhe eine geräumige Stofftasche, in der alle Dinge verwahrt werden, die man im Alltag so brauchen kann. Von den Autopapieren über den Behälter mit den Betelnüssen bis hin zur Geldtasche. Die Ärmel des Gho werden von blütenweißen Manschetten geschmückt.
Das Frauengewand, die Kira, besteht aus einer einzigen Stoffbahn, die um den Körper gewickelt und an den Schultern von Schmuckspangen festgehalten wird. Unter der Kira wird üblicherweise eine einfärbige Seidenbluse getragen.
Auch die Kinder tragen Gho und Kira. Je weiter man allerdings in den Osten kommt, umso großzügiger wird diese Kleidervorschrift. Hie und da kann man dann schon ein von Touristen "vererbtes" T-Shirt oder Jeans entdecken.
Zeremonialschals
Zeremonialschals sind lange, etwa 60cm breite Seidentücher, die von den Männern getragen werden, wenn sie einen Dzong betreten oder in einer offiziellen Angelegenheit unterwegs sind. Die Schals werden in einer ganz bestimmten Weise um den Körper geschlungen und kennzeichnen - je nach Farbe - den Rang einer Person. Einige Schals werden vom König verliehen, andere, weniger bedeutende, vom Innenminister.
Ein weißer Schal mit Fransen ist für gewöhnliche Menschen. Ein weißer Schal mit Fransen und einem breiten roten Längsstreifen in der Mitte und drei dünnen roten Querstreifen wird vom Assistenten eines Distriktverwalters getragen. Einen weißen Schal mit Fransen und breiten, senkrechten roten Bordüren nennt man Khamar. Er wird vom Dorfvorsteher, dem Gup, getragen.
Ein roter Schal ohne Fransen steht dem Dasho, "dem Besten" zu. Dieser Titel wird vom König an besonders ausgewählte Personen für besondere Verdienste verliehen.
Ein dunkelblauer Schal deutet auf einen Volksvertreter hin, der in den königlichen Beraterstab gewählt wurde.
Die Vizeminister erkennt man an den orangefarbenen Schals ohne Fransen, die auch die Minister tragen.
Der König und der Je Khenpo, das religiöse Oberhaupt des Landes, tragen einen safrangelben Schal.
Die königliche Leibwache, die Armee und die Polizei tragen schmale Schals aus steifem Stoff. Alle hohen Beamten sind mit einem Schwert ausgerüstet.
Die Frauen tragen - ungeachtet ihres Ranges - über der linken Schulter einen rotgestreiften Gebetsschal, der der Länge nach dreimal gefaltet und dann doppelt genommen wird.
Bogenschießen
Der Nationalsport Bhutans ist das Bogenschießen. Wettkämpfe finden das ganze Jahr über statt und sind ein faszinierendes Schauspiel. Die Schützen tragen das traditionelle Gewand, den Gho, und zielen auf schmale, 120 cm hohe bunte Holztafeln, die auf Pflöcken montiert und in 120 Metern Entfernung voneinander in den Boden gerammt werden. Die Bogenschützen verfehlen selten ihr Ziel. Deshalb halten sich die Wettkämpfer gelassen in unmittelbarer Nähe der Ziele auf, was unbedarfte Zuschauer regelmäßig erschaudern lässt.
Papier
Handgeschöpftes bhutanesisches Papier ist weltberühmt. In Thimpu haben Sie Gelegenheit, eine Manufaktur zu besuchen und alle Details der Papierherstellung mitzuerleben. Außerdem bietet sich hier eine hervorragende Gelegenheit, typische Reiseandenken und Mitbringsel zu erstehen.
Briefmarken
Briefmarken aus Bhutan werden nicht nur von Sammlern in aller Welt bewundert! Die Motive sind vielfältig und bis ins letzte Detail mit Meisterschaft ausgeführt. Im Postamt in Thimpu können Sie in dicken Alben schmökern und Ihre persönliche Auswahl treffen. Mit etwas Glück können Sie auch die berühmten Seiden-Marken erstehen.
Schutz vor Dämonen
Götter und Dämonen sind im bhutanesischen Leben allgegenwärtig. Zum Schutz vor bösen Geistern finden sich auf vielen Hausfassaden riesige prächtig gemalte Penisse. Oder es baumeln an allen vier Ecken des Hauses hölzerne Exemplare von den Dachsparren. Diese wirken aus einiger Entfernung wie kleine Flugzeuge oder Holzkreuze und ziehen naturgemäß die Aufmerksamkeit der Touristen auf sich. Auf den Märkten, die zu Zeiten der Feste abgehalten werden, können Sie hölzene Penisse, die der Abwehr von bösen Geistern dienen, in allen Farben und Größen erstehen.
Nicht der Abwehr sondern dem Fangen von Dämonen dient die Geisterfalle - eine mitunter riesige Holzspindel, die von einem Gespinst aus bunten Fäden umgeben ist, in dem sich die bösen Geister verfangen sollen.
Night hunting
"Night hunting" - so nennt man in Bhutan das nächtliche "Fensterln". Werden Burschen, die nächtens ihre Mädchen besuchen, erwischt, muss geheiratet werden. Nicht erwischt zu werden ist komplizierter, als man vielleicht denkt - in Bhutan schlafen meist nämlich sämtliche Familienmitglieder in einem Raum...